Salzkristalle & Trüffelpilze (Auszüge, 10/2012)

Geburd in Wean, Collège de Genève, dada in Zürich, Fremdenlegion in Afrika, Errehüüser e de Schwiiz, Tod in Italien: Wer wollte Friedich Glauser vereinnahmen?

Die Insel von Schnabel.

Der Turm von Fabel.

Alle Sprache ist doch längst verbraucht. Die ›edle‹ sowieso, das hat schon Pound gesehen. Und der Slang ist heute auch nichts Besonderes mehr. Eigentlich gehen deswegen nur noch Texte, die in Zitaten reden, also eine riesige Zitaten-Collage – die aber etwas sagt, was mehr sagt, als die Summe dieser Zitate. Karl Kraus hat’s vorgemacht im Theater-Bereich. Fehlt die gleichwertige Leistung in der Lyrik und der Prosa.

Es kann das ja geben: Ein Stück wirklich schlechter Literatur in einem exzeptionell guten Buch; wenn es einen Zweck erfüllt, nämlich (siehe Joyce). Würde man es aber auch merken, was es auf sich hat, wenn ein Autor ein ganzes Buch schlecht schreibt, absichtlich, aus einem bestimmten Zweck (siehe Riedo)? Und würde es sogar kunstvoll sein, ein ganzes Leben nur schlechte Bücher zu schreiben, aus einer bestimmten Absicht heraus (aber dann eine Seite so perfekter Literatur zu hinterlassen, dass man doch weiß: Die/Der hätte auch anders gekonnt)?

An dem Quell der Langenweile

Lag die Dichtkunst hingegossen.

Ihre Kinder, die Vokale,

Brachten großes Wasserblubbern;

Aus dem Blubbern Tropfen wurden,

Kleine Spritzer funkelnd flogen,

Und zum Bächlein sich formierten,

Da wie Schiffchen talwärts eilten,

Hey, die flossen, hey, die sprangen,

Auf des Gründelns seichten Spuren.

Wem die Kunst einer Nation Ausdruck ist ihres ethischen Zustandes, der erlebt die extreme Entstellungsarbeit der gängigen Szene nicht mehr als Narrenposse, sondern als etwas viel Schlimmeres, das auszusprechen sogar ich zurückschrecke.

Ach, hört mir doch auf mit der Literatur des Augengalopps!

Früher wurden die Kunst-Texte als Hilfe zum Memorieren unterstützt durch Reime. Heute ist das Hirn entwickelter, komplexer. Die logische Folge: Das Epos wurde zum Roman. Es ist die heute adäquateste Form der Literatur.

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